Italien weiß von mir / ganz Teutschland auch zu sagen.
Es hat mich Dennemarck vorlengst gar wol gekant /
So hat mir Schweden offt gebothen seine Hand /
Das auch dadurch mein Ruhm ist worden hochgetragen /
Auf Schütz von Superintendent D. Georg Lehmann (1616-1699)
Heinrich Schütz galt schon zu Lebzeiten als der "allerbeste teutsche Komponist". Aber sein Werk und Wirken ging weit darüber hinaus: Er stellte die Weichen für den Fortgang der Musik in Mitteleuropa. Zum einen, weil er Stilistiken und Einflüsse aus verschiedenen Ländern und Regionen in seinem Schaffen zuließ.
Zum anderen, weil er sich geschickt mit der geistigen, wissenschaftlichen und kulturellen Elite seiner Zeit in Europa vernetzte und so nicht nur zum Taktgeber der Musikentwicklung avancierte, sondern die Geistesgeschichte Europas insgesamt mitgestaltete.
1610, während Schütz in Venedig weilte, führte Galilei Galilei erstmals sein Fernrohr vor.
Das ureigenste Vermächtnis von Heinrich Schütz und gleichzeitig auch seine Aktualität liegen in seinem künstlerischen Umgang mit dem Wort.
Das Wort ist das Zentrum seines Schaffens.
Das Einmalige im Umgang mit dem Wort zeigt sich darin, dass er nicht bei dem Erfassen des rationalen Wortsinnes und der grammatikalischen Zusammenhänge stehenbleibt, sondern in seiner Musik Dinge wiedergibt und lebendig zu machen vermag, die über die Grenze dessen hinausgehen, was wir in unserer menschlichen Sprache auszudrücken vermögen.
Das Unaussprechliche und rational nicht Fassbare gewinnt in seiner Musik Gestalt.
Dies geschieht in gleichem Maße sowohl bei der Vertonung des Bibelwortes als auch bei der Schaffung weltlicher Madrigale.
Heinrich Schütz offenbart eine innere Schau des Wortes in hoher künstlerischer Gestalt.
Martin Flämig (Kreuzkantor), 1985
Weil dero Zeit in Italia, zwar ein hochberümbter, aber doch zimlich alter Musicus undt Componist [Giovanni Gabrieli] noch am leben were, So sollte Ich nicht verabseumen, denselbigen auch zu hören, undt etwas von Ihm zu ergreiffen ...
Heinrich Schütz, Memorial von 1651
Gabrieli! Ihr unsterblichen Götter, welch großer Mann war das!
Heinrich Schütz, Vorwort zu den Symphoniae sacrae I, 1629
Dieses Geschehen [der Wort-Ton-Beziehung bei Schütz] hat nichts mit Stimmung oder Atmosphäre zu tun, sondern ist ein Vorgang tiefer Verinnerlichung und Vergeistigung und erfolgt mit einer Sparsamkeit und Konzentration der Mittel, die ihresgleichen suchen und beispielhaft sind.
Obwohl die Entstehung der Musik von Heinrich Schütz länger als drei Jahrhunderte zurückliegt, steht sie gegenwartsnah vor uns, fern allem Historismus und aller Restauration, als ein Stück Vergangenheit, das mit Macht zu uns spricht und dem Wort eine neue und hohe Leibhaftigkeit gewinnt.
Martin Flämig (Kreuzkantor), 1985
Diese Aufnahme mit dem Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann
ist im Rahmen der Schütz-Gesamteinspielung (Vol. 1: Carus 83.232) erschienen.
Wir danken dem Carus-Verlag für die freundliche Genehmigung.
Ich habe mich zum Beispiel ganz ernst mit Webern beschäftigt. Bartók war immer gegenwärtig. Vielleicht auch Strawinsky.
Schönberg und Berg sind mir eigentlich fremd geblieben. Wurzeln fand ich zusätzlich in den Schütz-Passionen, bei Monteverdi
und Mussorgsky.
György Kurtág (ungarischer Komponist), in einem Gespräch 2000
György Kurtág: Schütz-Transkription der 7 letzten Worte für Klavier zu vier Händen (Track 1)