Françoise Lasserre | Foto: Mathias Marx
Geehrt wird die französische Künstlerin für ihre jahrzehntelange Beschäftigung mit dem Leben und Werk von Heinrich Schütz. In zahllosen Konzerten, Kursen und als Hochschullehrerin hat Françoise Lasserre das kulturelle Erbe von Schütz in Frankreich und ganz Europa gepflegt und vermittelt, in den Wissenshorizont der Schütz-Zeit gestellt, unzählige Verbindungen zu Zeitgenossen, Vorgängern und Nachfolgern aufgezeigt und in Konzertprogrammen wichtige Kontexte der Musik des Sagittarius künstlerisch erschlossen. Besonders bemerkenswert ist dabei der ganz eigene Ton und interpretatorische Zugang, den Françoise Lasserre mit dem von ihr 1986 gegründeten Vokal- und Instrumentalensemble Akadêmia entwickelt hat.
Mit ihrer Persönlichkeit, ihrer umfassenden Bildung, ihrer Energie und der hohen künstlerischen Qualität hat sie als eine der wenigen Dirigentinnen die Alte-Musik-Szene bereichert und vielfältiger gemacht. Ihr Schütz-Klang lebt von Expressivität, von lebendiger Erzählung und tiefem Gespür für die Dramaturgie der Werke des Sagittarius'. Sie ist die 'Grande Dame' der Barockmusik und zugleich Vorbild für eine neue Generation von Musiker:innen.
„Als junge Musikerin
in der Zusammenarbeit mit Michel Corboz und Philippe Herreweghe geprägt,
beseelt von einem humanistischen Geist widmet sich Françoise Lasserre seit fast
35 Jahren ihrem ambitionierten wie ehrgeizigen Engagement für die
Wiederentdeckung von vokalen wie instrumentalen Meisterwerken des 17. und
18. Jahrhunderts. Das tut sie mit dem erklärten Ziel der Exzellenz,
Sinnlichkeit und Relevanz für das Heute. Dabei nimmt das Werk von Heinrich
Schütz einen zentralen Platz ein. Françoise Lasserre folgt mit ihrem Ensemble
Akadêmia einem schnörkellosen, zugleich jubilierenden Klangideal wie dem
unbedingten Ziel der Werktreue und der Treue zu sich selbst als im
21. Jahrhundert lebender Künstlerin. Sie ist eine mitreißende Dirigentin
und phantasievolle Geschichtenerzählerin, die mit ihren Interpretationen neue
Welten eröffnet und ihre Zuhörer:innen ganz unmittelbar zu tiefempfundenem
Erleben führt.“
Dr. Christina Siegfried, Intendantin des Heinrich Schütz Musikfests
„Ich bin froh und glücklich über
diesen Preis. Er macht mich sehr stolz. Ich
bekomme ihn im Namen aller Musiker, mit denen ich die Liebe zu dieser Musik
teile und die einige schon seit über dreißig Jahren bei Akadêmia mitwirken. Ich
möchte mich bei ihnen allen ganz herzlich bedanken. – Es ist eine große Ehre, Hans-Christoph
Rademann und Sir Roger Norrington nachzufolgen, aber ich denke, dass mein Weg
noch lange weiter gehen muss, um diesen Preis wirklich zu verdienen. Auf diesem
Weg stellt für mich die deutsche Sprache durchaus eine Hürde dar. Ich stehe vor
Schütz wie ein neugeborenes Kind, und das kann sich für mich auch als Stärke
erweisen.
Meine Arbeit stützt
sich auf drei Säulen: Eine aufmerksame Studie der musikalischen Quellen, eine
extreme Sorgfalt dem Verhältnis zwischen Musik und Text gewidmet, so dass der
Wille des Komponisten jedermanns emotionalen Weg begegnen kann. Und mit der
Wiedergabe dieser Musik möchte ich einem breiten Publikum die Möglichkeit zur
Reflexion geben und das Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören. Dieser letzte
Punkt erscheint besonders wichtig, wenn man Schütz‘ Musik aufführt. Schütz ist
heute aktueller denn je: Er gibt Hoffnung und Halt, spendet Trost, berührt und
bereichert. Dieser Komponist bedeutet mir so viel. Ich bin überaus dankbar,
diesen Preis zu erhalten.“
Françoise Lasserre