Wroclaw (Breslau) war 2016 Europäische Kulturhauptstadt und ist Sinnbild für 1000 Jahre Geschichte von Deutschen und Polen. Die schlesische Metropole gilt als eine der schönsten Städte Polens, ist heute eine lebendige Studentenstadt am Wasser mit charmanten Cafés, malerischen Gassen und einem der schönsten und größten mittelalterlichen Marktplätze. In seiner wechselvollen Geschichte hat die Stadt zu Böhmen (und zeitweise Ungarn) sowie zu Österreich und Preußen gehört. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Breslau nach 600 Jahren wieder polnisch, trägt seither den Namen Wroclaw.
Zwischen 1630 und 1670 war die Stadt mit der sogen. „Schlesischen Dichterschule“ ein Zentrum deutscher Literatur. 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, wurden Teile der Stadt von sächsischen und schwedischen Truppen besetzt. Im selben Jahr versuchte die Stadt erfolglos, sich vom Habsburgerreich abzutrennen und als freie Reichsstadt anerkannt zu werden.
Im Oktober 1621 reiste Heinrich Schütz gemeinsam mit mehr als 800 anderen Personen, darunter auch Musiker der Hofkapelle, im Gefolge des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. nach Breslau. Anlass waren die Huldigungsfeierlichkeiten der schlesischen Stände, die sich bereits im Februar desselben Jahres Kaiser Ferdinand II. unterworfen hatten. Johann Georg I. nahm in Vertretung des Kaisers die Huldigungen entgegen. Schütz komponierte für die Feier das Syncharma Musicum SWV 49 und vermutlich auch das Konzert Teutoniam dudum belli atra pericla molestant SWV 338 und brachte beide Werke im November 1621 in Breslau zur Aufführung. Es ist anzunehmen, dass weitere Kompositionen in diesem Zusammenhang entstanden, allerdings fehlen uns dafür die Belege. Ebenso lässt sich die Vermutung, dass Schütz die Reise nach Breslau nutzte, um Kontakte mit wichtigen Persönlichkeiten des schlesischen Musik- und Geisteslebens zu knüpfen, nicht eindeutig beweisen. Dass der weltoffene und stets an Austausch interessierte Schütz diese Chance nicht verstreichen ließ, liegt jedoch sehr nahe.